Die freie Wildbahn erleben

Vogelbeobachter in der Diepholzer Moorniederung (hier im Rehdener Geestmoor): Große Entfernungen in weiten Mooren, aber authentische Erlebnisse. Foto: Johanna Gödecke.

Vogelbeobachter in der Diepholzer Moorniederung (hier im Rehdener Geestmoor): Große Entfernungen in weiten Mooren, aber authentische Erlebnisse. Foto: Johanna Gödecke.

Zugvögel leben frei und ungezwungen. Sie fliegen über Ländergrenzen hinweg und wenn sie kommen, sind sie uns Botschafter einer fremden Region, verkünden uns den kommenden Winter oder den herannahenden Frühling. Manche Zugvogelarten sind in der Lage, ganze Kontinente an nur einem Tag zu durchqueren. Vielleicht ist es die in uns Menschen wohnende Sehnsucht nach Freiheit, die uns nach draußen zieht und uns vom Anblick von Tieren in freier Wildbahn fasziniert sein lässt.

Immer wieder hört man jedoch von Naturbeobachtern: „Ja, wir haben Tiere gesehen, aber sie waren alle sehr weit entfernt!“ Es gibt eine häufig anzutreffende Enttäuschung darüber, dass sich die Natur nicht so hautnah erleben lässt, wie man es sich vorgestellt hat. Woher kommt die Erwartung, dass sich Wildtiere in Nahdistanz betrachten lassen? Sind es die vielen Filmbeiträge, die im Fernsehen angeboten werden? Falls ja, dann könnte es vielleicht interessant sein, einmal zu sehen, wie viele dieser Filme entstehen.

Anne Backhaus berichtet in ihrem Spiegel-Artikel „Naschen am Kadaver“ über Manipulationspraktiken der Tierfilmbranche, die der 63jährige Dokumentarfilmer Chris Palmer in seinem Buch „Shooting in the Wild“ aufdeckt. Viele Aufnahmen haben demnach mit der Dokumentation von „Free Wildlife“ nicht viel zu tun, sondern es handelt sich einfach um gestellte Szenen, manchmal sogar mit Tieren aus Gehegen.

Vor diesem Hintergrund fällt es uns möglicherweise leichter, die eigenen Beobachtungen als das wertzuschätzen, was sie sind: Echte Erlebnisse in einer wirklich freien Wildbahn.

Lesen Sie den Artikel von Anne Backhaus bei „Spiegel-Online“:

http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,720575,00.html

Das Braunkehlchen im Hochmoor

Braunkehlchen im Wietingsmoor.

Braunkehlchen im Wietingsmoor.

Das Braunkehlchen (Saxicola rubetra) hat es in weiten Teilen Deutschlands seit Jahrzehnten schwer. In ganzen Landstrichen ist es überhaupt nicht mehr als Brutvogel anzutreffen. In Norddeutschland brüteten in den Jahren hier und da noch vereinzelt Paare z.B. auf Brachflächen, d.h. zum Abbau von Agrarüberschüssen stillgelegten Ackerflächen mit schütterem Aufwuchs. Diese haben aber nun im Zuge der allgemeinen Intensivierung der Landwirtschaft (Stichwort: nachwachsende Rohstoffe – Biogas) abgenommen und mit Ihnen sind mancherorts letzte Braunkehlchen verschwunden.

Erfreulich ist es daher, brütende Braunkehlchen im Hochmoor zu beobachten. Wenn das Braunkehlchen als Brutvogel in einer Landschaft gehalten werden soll, müssen „alle noch vorhandenen Brutvorkommen erhalten werden, denn das Braunkehlchen besiedelt – vielleicht auch bedingt durch den tiefen Populationsdruck – einmal verlassene Flächen kaum wieder neu“, so P. Horch et. al. in ihrem Beitrag „Fördermaßnahmen für das Braunkehlchen in Schweiz“ (Ornithologischer Beobachter, Band 105, Heft 3, September 2008).

Diesjähriges Braunkehlchen-Brutbiotop im nördlichen Wietingsmoor.

Diesjähriges Braunkehlchen-Brutbiotop im nördlichen Wietingsmoor.

Das Braunkehlchen brütet immer wieder vereinzelt in guten Bereichen des Wietingsmoores. Dabei handelt es sich meistens um offene Moorheiden, die gleichmäßig mit wenigen jungen Birken und Kiefern bestanden sind. Die Vögel nutzen die jungen Bäume als Ansitzwarten. Durch die Schafbeweidung bleibt die Vegetation um diese jungen Bäume kurz, hier können Braunkehlchen und in unmittelbarer Nachbarschaft brütende Schwarzkehlchen ideal auf Insektenjagd gehen. Auch andere Arten wie Raubwürger, Neuntöter, Feldlerche, Großer Brachvogel und Bekassine nehmen diese Flächen als Brutbiotop an.

Von diesen, allerdings nur wenigen Brutstandorten kann eine Wiederbesiedlung vom benachbarten Kulturland erhofft werden, wenn hier wieder geeignete Strukturen vorhanden sind.

Quellen und Weblinks:

Horch, P., U. Rehsteiner, A. Berger-Flückiger, M. Müller, H. Schuler & R. Spaar (2008): Bestandsrückgang des Braunkehlchens Saxicola rubetra in der Schweiz, mögliche Ursachen und Evaluation von Fördermaßnahmen.

Richter, Dr. Markus (2007): Braunkehlchen: auf dem Rückzug

www.naturschutzring-duemmer.de/pdf/FW_Info8_2007_Braunkehlchen.pdf

Imker fordern Verzicht auf gentechnisch veränderte Nutzpflanzen

Honigbienen in großen Schutzgebieten - wie diese Völker hier im Wietingsmoor -, sind sie hierzulande bald die einzigen, die gentechnisch unbelasteten Honig liefern können?

Honigbienen in großen Schutzgebieten – wie diese Völker hier im Wietingsmoor -, sind sie hierzulande bald die einzigen, die gentechnisch unbelasteten Honig liefern können?

In neun deutschen Bundesländern ist Saatgut aufgetaucht, dass mit der gentechnisch veränderten Maissorte NK 603 kontaminiert ist. Dies nimmt der Deutsche Imkerbund (DIB) zum Anlass, auf Gefahren hinzuweisen, die auch für die Bienenhaltung mit der Freisetzung gentechnisch veränderter Pflanzen verknüpft sein können. Über Pollen könnten sich die gentechnisch veränderten Pflanzen verbreiten und der Honig sei ab der Nachweisgrenze nicht mehr verkehrsfähig, ist in einer Pressemitteilung des DIB zu lesen.

Vor der Freisetzung von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) müssten alle bekannten und denkbaren Konsequenzen für die Umwelt auf ihre Unbedenklichkeit hin untersucht sein, fordert Peter Wagner vom Imkerverein Diepholz und Umgegend. Dabei seien auch Langzeitversuche und –beobachtungen über mindestens 2 Dekaden mit einzuschließen, denn es sei weitgehend ungeklärt, was passiere mit artfremdem Genmaterial bei der Auskreuzung auf „konventionelle“ Pflanzen und verwandte Wildpflanzen, die nicht der Obhut des Menschen unterliegen. Ebenso sei es ungeklärt, welche Konsequenzen in der Flora und Fauna zu erwarten seien, wenn GVOs mit neu „designten“ Eigenschaften sich unkontrollierbar vermehren und ausbreiten würden.

Vor der Freisetzung von GVOs sei nicht nur die Ungefährlichkeit für den Menschen, sondern auch die Auswirkungen für die gesamte Tier- und Pflanzenwelt unabhängig und wissenschaftlich stichhaltig zu untersuchen und zu belegen. Dabei sollten ausdrücklich nicht nur Säugetiere, sondern auch Vögel, Fische und Wirbellose mit einbezogen werden, so Peter Wagner. Neben weiteren Fragen sei auch die Haftungsfrage zu klären und ein Straftatbestand „Gefährlicher Eingriff in empfindliche Ökosysteme“ einzuführen.

Quellen:

Peter Wagner: Zur Problematik des Entwickelns, Inverkehrbringens und Freisetzens von gentechnisch manipulierten Organismen (PDF, 12 KB)

www.deutscherimkerbund.de/phpwcms_ftp/Genmais_in_mehreren_Bundeslaendern_ausgebracht.pdf

Mehr zum Thema Bienenhaltung und Gentechnik lesen Sie auch bei „Mellifera e.V.“ – Vereinigung für wesensgemäße Bienenhaltung:

www.bienen-gentechnik.de/gen/index.html

„Spurwechsel“ feierlich eröffnet

Die Ströher Moorbahn nach der Abfahrt an der Schäferei Teerling. Foto: Kai Backhaus

Die Ströher Moorbahn nach der Abfahrt an der Schäferei Teerling. Foto: Kai Backhaus

Die Verbindung der Draisinenstrecke von Rahden nach Hann. Ströhen mit der Ströher Moorbahn und dem Moorpadd am südlichen Wietingsmoor (Neustädter Moor), das Tourismusprojekt „Spurwechsel“, wurde am 14.05.2010 im Rahmen einer Veranstaltung der Gemeinde Wagenfeld und der Schäferei Teerling feierlich eingeweiht.

Dabei ließ es sich Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander nicht nehmen, die Bedeutung des „Spurwechsels“ als mögliches Beispielprojekt für andere Regionen herauszustellen. Der Versuch, den Lebensraum Moor den Menschen näher zu bringen, sei hier besonders gut gelungen. Sander dankte außerdem dem Ehepaar Teerling als Betreiber des Schäferhofs, die durch ihren jahrzehntelangen Einsatz die Grundlage für den „Spurwechsel“ gelegt hätten.

Anlässlich der Einweihung des Moorpadds zeigt ein "echter" Torfstecher, wie noch vor wenigen Jahrzehnten beim bäuerlichen Handtorfstich Brenntorf gewonnen wurde. Foto: Kai Backhaus

Anlässlich der Einweihung des Moorpadds zeigt ein „echter“ Torfstecher, wie noch vor wenigen Jahrzehnten beim bäuerlichen Handtorfstich Brenntorf gewonnen wurde. Foto: Kai Backhaus

Besucher haben von jetzt an die Möglichkeit, auf eine sehr kurzweilige Art, Natur und Landschaft zwischen dem nordrhein-westfälischen Rahden und dem Neustädter Moor in Niedersachsen kennenzulernen. Umsteigen (die „Spur wechseln“) dürfen sie dabei im neugebauten Moorbahn-Bahnhof in Ströhen/Han. und an der Schäferei Teerling, wo der 1,3 Kilometer lange Moorpadd zum Erleben der Ursprünglichkeit einer wunderbaren Hochmoorlandschaft per pedes einlädt. Dabei geht es über Moorboden, Holzhäcksel, Brücken und die Moorloipe, einem Holzweg nach schwedischem Vorbild. (Quelle: u.a. Kreiszeitung Syke)

Flyer zum Moorpadd (PDF, 2,25 MB):

Flyer zum Moorpadd

Homepage der Auenland Daisinen:

www.auenland-draisinen.de

Genetische Untersuchung der Heide-Birkhühner

Charaktervogel der Moore und Heiden: Im Laufe des März nimmt die Birkhahnbalz an Intensität zu, ist in Norddeutschland dann Mitte April auf dem Höhepunkt und klingt im Mai aus. Das Raufen der Hähne auf dem Balzplatz ist ebenso obligatorisch wie das Kullern und Zischen. Foto: Deutsche Wildtier-Stiftung/Dr. G. Ludwig

Charaktervogel der Moore und Heiden: Im Laufe des März nimmt die Birkhahnbalz an Intensität zu, ist in Norddeutschland dann Mitte April auf dem Höhepunkt und klingt im Mai aus. Das Raufen der Hähne auf dem Balzplatz ist ebenso obligatorisch wie das Kullern und Zischen. Foto: Deutsche Wildtier-Stiftung/Dr. G. Ludwig.

Die Bestandsentwicklung der Birkhühner, die sich z.Zt. bereits wieder voll in der Balz befinden, war zuletzt deutlich positiv. Keinen Grund zur Entwarnung sieht laut einer Pressemitteilung der Deutschen Wildtier-Stiftung jedoch Privatdozent Dr. Gernot Segelbacher von der Universität Freiburg. Er hat die Genetik der heutigen Heide-Birkhühner mit historischen Präparaten aus Museen und privaten Sammlungen verglichen und interpretiert das Ergebnis als „letzte Warnung“. Demnach hat sich das genetische Potential der heutigen Birkhühner mit der Abnahme der Bestände deutlich reduziert, was schon länger vermutet worden war. „Die noch lebenden Tiere in der Lüneburger Heide weisen eine deutlich geringere genetische Vielfalt gegenüber dem Vorkommen der 1960er und -70er Jahre auf“, teilt die Deutsche Wildtier-Stiftung mit.

Zur Förderung des Birkhuhns müssten in Zukunft die Lebensräume dieser Art erhalten werden, fordert Hilmar Freiherr von Münchhausen, Geschäftsführer der Deutschen Wildtier-Stiftung.

Kranichland Niedersachsen

Ausschnitt eines etwa 1000-köpfigen Kranichtrupps am Großen Uchter Moor bei Warmsen (Landkreis Nienburg) im Herbst 2009. Typisch: Nahrungsuche auf einem Maisacker.

Ausschnitt eines etwa 1000-köpfigen Kranichtrupps am Großen Uchter Moor bei Warmsen (Landkreis Nienburg) im Herbst 2009. Typisch: Nahrungsuche auf einem Maisacker.

Niedersachsen hat sich zum Kranichland entwickelt. Seit den 1970er Jahren ist der Brutbestand dieser Vogelart von 8 auf 450 Paare angewachsen, was 8% der deutschen Brutpopulation entspricht. Der Kranich konnte somit in Niedersachsen aus der „Roten Liste“ der bestandsbedrohten Vogelarten entlassen werden.

Zusätzlich hat in diesem Bundesland das Rastgeschehen in den letzten 10 Jahren enorm zugenommen. Zeitgleich hielten sich manchmal 20%, an einzelnen Herbsttagen wahrscheinlich bis zu 40% der westeuropäischen Population in den Rastgebieten mit ihren Schlafgewässern auf.

Wichtige Rastplätze in Niedersachsen sind u.a. das Lange Moor (Landkreis Cuxhaven), das Huvenhoopsmoor in der Teufelsmoorniederung (Landkreise Rotenburg, Osterholz und Verden), das Tister Bauernmoor (Landkreis Rotenburg), die Diepholzer Moorniederung (Landkreise Diepholz, Vechta, Nienburg, Kreis Minden-Lübbecke), das Lichtenmoor (Landkreis Nienburg) und das Ostenholzer Moor (Landkreis Soltau-Fallingbostel). In niedersächsischen Moorgebieten wurden in den letzten 20 bis 30 Jahren umfangreiche Wiedervernässungs- und Renaturierungsmaßnahmen durchgeführt. Sie werden zusammen mit der Zunahme des Maisanbaus um die Moore als ausschlaggebend für diese erfreuliche Entwicklung angesehen.

Schlafplätze der Kraniche und Gänse für weidgerechte Jäger tabu

Bläss- und Saatgänse im Anflug auf eine Ackerfläche am Moorrand. Ihre Bejagung sehen betroffene Landwirte als notwendig an. Sie lässt aber so manchem Gänsefreund die Halsschlagadern anschwellen, insbesondere, wenn sie an den Schlafplätzen erfolgt.

Bläss- und Saatgänse im Anflug auf eine Ackerfläche am Moorrand. Ihre Bejagung sehen betroffene Landwirte als notwendig an. Sie lässt aber so manchem Gänsefreund die Halsschlagadern anschwellen, insbesondere, wenn sie an den Schlafplätzen erfolgt.

Immer wieder kommt es vor, dass an den Schlafplätzen der Gänse, die häufig auch von Kranichen zum Übernachten genutzt werden, Jagd auf Gänse gemacht wird, und das selbst in Naturschutzgebieten. Nachdem Schäden durch Gänse deutlich zugenommen haben, dürfen in Niedersachsen seit 2008 auch Saat- und Blässgänse bejagt werden, was manchem ein Dorn im Auge ist.

Vogelschützer rechnen damit, dass bei der Jagd an den Schlafgewässern auch geschützte Gänsearten wie Zwerg-, Ringel-, Rothals- oder Nonnengänse erlegt werden, da die Jagd in der Dämmerung stattfindet und die unterschiedlichen Arten auch für versierte Beobachter nicht zu unterscheiden sind. Die Jagd an Schlafgewässern führt so zu einer erheblichen Beunruhigung der Vogelmassen, also auch z.B. der Kraniche, die hier absolut unerwünscht ist.

Aufgrund der Empfehlungen für Jäger des Wildgänse-Management für Sachsen soll die Jagd grundsätzlich an „Schadflächen mit dem Ziel der Vergrämung“ erfolgen. Der Deutsche Jagdschutzverband (DJV) hat 1998 eine „Resolution zu Management von Wildgänsen“ herausgegeben, die eine Jagd an Schlafgewässern eindeutig ablehnt: „Einvernehmlich zwischen Grundeigentum, Landwirtschaft, Naturschutz und Jagdausübungsberechtigten sind Ablenkfutterflächen und ausgewählte Schlafgewässer als Ruhezonen auszuweisen. Diese Ruhezonen dürfen während der Anwesenheit der Gänse nicht bejagt werden.“

Dennoch kommt es vor, dass sich Jäger nicht an diese Empfehlungen halten, so z.B. auch in Sachsen, wo der NABU-Landesverband sogar dazu aufgerufen hat, die Bejagung der Schlafplätze zu dokumentieren und an den NABU zu melden.

Rostgänse (Tadorna ferruginea) im Anflug auf eine Leegmoorfläche im Wietingsmoor. Als Neozoen begrüßt nicht jeder die Ausbreitung dieser Art bei uns, die ursprünglich in Asien beheimatet war. Sie hat in Niedersachsen keine Jagdzeit und kann durch Verwechslung mit anderen Gänsearten an den Schlafplätzen erlegt werden, wenn die Jagd hier erfolgen würde.

Rostgänse (Tadorna ferruginea) im Anflug auf eine Leegmoorfläche im Wietingsmoor. Als Neozoen begrüßt nicht jeder die Ausbreitung dieser Art bei uns, die ursprünglich in Asien beheimatet war. Sie hat in Niedersachsen keine Jagdzeit und kann durch Verwechslung mit anderen Gänsearten an den Schlafplätzen erlegt werden, wenn die Jagd hier erfolgen würde.

Übrigens weist der Ornithologe Dr. Einhard Bezzel in der Ausgabe 10/2009 des Jägermagazins darauf hin, die Wildgans-Bestände seien in den letzten 30 Jahren zwar angewachsen und bei Saat- und Blässgänsen z.Zt. leidlich stabil, bei diesem Prozess habe es sich aber um eine Erholung von einem Tiefpunkt gehandelt. Aufgrund vieler, negativ auf die Gänsebestände wirkender Faktoren sei die Zukunft der nordischen Gänse aber keinesfalls gesichert. Nur sorgfältige Untersuchungen in großem Stil könnten verhindern, dass sich ein Jahrhundert mit katastrophalem Besatzeinbruch wiederholt.

Mehr lesen Sie über die „DJV-Resolution zum Management von Wildgänsen“ bei jagd-online.de …

www.jagd-online.de/ueberdendjv/positionen/?meta_id=23

Über Auseinandersetzungen zu diesem Thema in Sachsen lesen Sie den Artikel „Gänsestreit im Neuseenland“ in der Deutschen Jagdzeitung, Ausgabe 1/2007 …

http://www.djz.de/r30/vc_content/bilder/firma447/020_029_gaense_djz.pdf

8000 Besucher beim 1. Vogelfestival am Steinhuder Meer

Moderne Optiksysteme gehören zu den wichtigsten Wegbereitern des derzeitigen Booms in der Vogelkunde. Hier testen die Besucher des Vogelfestivals verschiedene Spektive der Hersteller Kowa, Leica und Minox.

Moderne Optiksysteme gehören zu den wichtigsten Wegbereitern des derzeitigen Booms in der Vogelkunde. Hier testen die Besucher des Vogelfestivals verschiedene Spektive der Hersteller Kowa, Leica und Minox.

Mehr als 8000 Besucher meldete der NABU-Landesverband Niedersachsen vom 1. Vogelfestival am 40 Kilometer östlich vom Wietingsmoor gelegenen Steinhuder Meer vom 18. bis 20. September 2009. Auch das gute Wetter dürfte dazu beigetragen haben, dass damit wohl alle Erwartungen übertroffen wurden.

Neben dem vielfältigen Messeangebot mit Optikherstellern, Reiseanbietern u.v.m. traf das Aktionsangebot der Ökologischen Schutzstation Steinhuder Meer, des NABU und von naturgucker.de auf ein großes Besucherinteresse. Trotz des Termins in der „Saure-Gurken-Zeit“ für Vogelbeobachter konnten z.B. See- und Fischadler, Silberreiher, Kampf- und Bruchwasserläufer, Eisvogel, Pfeif- und Schnatterenten bei Bootsexkursionen und kleinen Wanderungen gezeigt und erlebt werden.

Die präsentierten Tag- und Nachtgreife der Greifvogelstation Wesel rundeten ein vielfältiges Programm ab. Die beteiligten Aussteller und Aktionsanbieter verstanden es hervorragend, die Ästhetik und Attraktivität der heimischen Vogelwelt zu zeigen. Manchen Besucher der Strandpromenade in Steinhude dürfte es überrascht haben, wie sich das Birdwatching als Freizeitbeschäftigung inzwischen gemausert hat.

Das Steinhuder Meer ist der größte Binnensee Nordwestdeutschlands (29 Quadratkilometer) und der Naturpark Steinhuder Meer ein Feuchtgebiet internationaler Bedeutung nach der Ramsar-Konvention. Bezüglich der Vielfalt seines Arteninventars ist der Naturpark Steinhuder Meer mit der benachbarten Diepholzer Moorniederung vergleichbar, touristisch sehr bedeutsam mit bis zu 50.000 Tagesgästen an Sommerwochenenden (Quelle: Naturpark Infozentrum Steinhude). In den letzten Jahren machte die Region Steinhuder Meer auch durch die Rückkehr des Kranichs sowie des See- und des Fischadlers als Brutvögel auf sich aufmerksam.

Weitere Informationen:

Vogelfestival Steinhuder Meer

Der Hochmoor-Bläuling – „nur“ eine weitere bedrohte Tierart?

Der Hochmoor-Bläuling: das leicht verbuschte Hochmoor-Randgehänge ist der traditionelle Lebensraum dieses Tagfalters; im Wietingsmoor gibt es noch große Bereiche, wo er anzutreffen ist (Flugzeit: 2. Juniwoche bis 2. Juliwoche).

Der Hochmoor-Bläuling: das leicht verbuschte Hochmoor-Randgehänge ist der traditionelle Lebensraum dieses Tagfalters; im Wietingsmoor gibt es noch große Bereiche, wo er anzutreffen ist (Flugzeit: 2. Juniwoche bis 2. Juliwoche).

Mit mehr als 180.000 beschriebenen Arten in 127 Familien bilden die Schmetterlinge (Lepidoptera) oder Falter nach den Käfern die artenreichste Insekten-Ordnung. Der Lebensraum dieser Tiere ist überall dort zu finden, wo es Pflanzen gibt. Das bedeutet, dass sie – als Raupe wie als Falter – auf diejenige Vegetation angewiesen sind, die ihnen als Nahrungsgrundlage dient.

Da viele Schmetterlings-Arten hoch spezialisiert sind, sind sie durch Eingriffe in ihre Lebensräume sehr verwundbar. Mittlerweile sind nahezu alle Arten Mitteleuropas als gefährdet zu betrachten und der Bestand ist in den letzten Jahrzehnten erschreckend zurückgegangen. 77 Arten gelten in Nordwestdeutschland bereits als ausgestorben oder verschollen. Schmetterlinge sind – mehr noch als andere bedrohte Tierarten – wichtige Bioindikatoren und ihr Vorhandensein oder eben Nichtvorhandensein sagt sehr viel über den Zustand einer Landschaft aus.

In Norddeutschland weist insbesondere der Hochmoor-Bläuling (Plebeius optilete) als Bewohner von Moorwiesen und Moorheiden eine enge Bindung an saure, nährstoffarme Böden auf. Die Futterpflanzen seiner Raupe sind Moosbeere, Moor-Heidelbeere, Heidelbeere und Preiselbeere. Da die typische Moorvegetation, das entsprechende Mikroklima und ausreichend große Flächen kaum noch vorhanden sind, ist der Hochmoor-Bläuling nach der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) besonders geschützt und auf der Roten Liste gefährdeter Arten als stark gefährdet eingestuft. In Niedersachsen ist die Art sogar vom Aussterben bedroht.

Das Hochmoor-Bläuling-Männchen ist auf der Flügeloberseite violettblau gefärbt, das Weibchen dunkelbraun. Die Unterseite der Flügel ist graubraun gefärbt und mit dunklen Flecken besetzt. Am Rand des Hinterflügels befinden sich ein oder mehrere orange Flecken.

Das Hochmoor-Bläuling-Männchen ist auf der Flügeloberseite violettblau gefärbt, das Weibchen dunkelbraun. Die Unterseite der Flügel ist graubraun gefärbt und mit dunklen Flecken besetzt. Am Rand des Hinterflügels befinden sich ein oder mehrere orange Flecken.

Das Überleben des Schmetterlings hängt von der Erhaltung der letzten noch verbliebenen Moorstandorte ab. Der Hochmoor-Bläuling ist nicht nur durch die direkte Zerstörung seiner Lebensräume wie landwirtschaftliche Nutzung oder Abtorfung bedroht. Auch durch Trockenlegungsmaßnahmen zur landwirtschaftlichen Nutzung angrenzender Flächen wachsen ehemals feuchte Moorlichtungen zu. Selbst Pflegemaßnahmen wie ein flächendeckendes Entkusseln von Mooren können sich negativ auf die Schmetterlinge auswirken, da die fehlende Beschattung von Moorflächen im Sommer zu deren Austrocknung führt. Die sensiblen Bläulinge können nicht einfach in ein anderes „Revier“ wechseln und verschwinden schließlich ganz.

Gerade an der Existenz des Hochmoor-Bläulings lassen sich demnach Erfolg oder Misserfolg von Renaturierungsmaßnahmen unserer Hochmoore besonders deutlich ablesen.

Übrigens ist der Hochmoor-Bläuling, sind Schmetterlinge allgemein beileibe nicht nur ein Thema bei Biologen und Naturschützern – auch Archäologen, Historiker und Volkskundler beschäftigen sich mit ihnen. Denn nicht immer sah der Mensch in ihnen – wie wir es heute gerne tun – ein schützenswertes, geradezu poetisches Wesen voller Schönheit, Farbenpracht und Zerbrechlichkeit. Der deutsche Name „Schmetterling“ läßt sich zurückführen auf das ostmitteldeutsche Wort Schmetten (Schmand, Rahm), von dem einige Arten oft angezogen werden. Im mittelalterlichen und neuzeitlichen Aberglauben galten Schmetterlinge gar als Verkörperung von Hexen, die es auf den Rahm abgesehen hatten und ihn verdarben, worauf auch frühere landschaftliche Bezeichnungen für Schmetterlinge wie Milchdieb, Molkenstehler oder ähnliche hindeuten.

Den ganzen Reichtum der Welt der Schmetterlinge zeigt gerade eine fein gestaltete Ausstellung im Landesmuseum Natur und Mensch in Oldenburg. Die Sonderausstellung „Schmetterlinge – Boten der Götter“ wartet dort vom 5. Juli bis 13. September 2009 auf viele interessierte Besucher (Text: Wilfried Wördemann).

Weitere Informationen:

„Schmetterlinge – Boten der Götter“
Schmetterlings-AG NABU Oldenburg
Wikipedia: Artikel Schmetterlinge

Die Kanadagans

Kanadagans: Im Wietingsmoor und in der Region Diepholzer Moorniederung immer häufiger zu beobachten.

Kanadagans: Im Wietingsmoor und in der Region Diepholzer Moorniederung immer häufiger zu beobachten.

Die ursprünglich in Nordamerika beheimatete Kanadagans (Branta canadensis) gehört wie die Nilgans zu den Neubürgern (Neozoen) der mitteleuropäischen Vogelwelt. Sie befindet sich in weiten Teilen Nord- und Westdeutschlands auf dem Vormarsch und ist auch im Wietingsmoor immer häufiger anzutreffen. Die vor etwa 100 Jahren einsetzende Besiedlung des alten Kontinents soll durch gezielte Einbürgerungen z.B. in Großbritannien und Schweden ermöglicht worden sein, wohl aber auch durch Gefangenschaftsflüchtlinge.

Kanadagänse brüten an Seen und sonstigen offenen Wasserflächen mit nahegelegenen Weidegründen. Offenlandschaften werden bevorzugt. Selten kommen Mischpaarungen mit der deutlich kleineren Graugans vor, die Hybriden sind aber unfruchtbar.

Bekannt wurde die Kanadagans bei uns auch durch die rührende Geschichte des Spielfilms „Amy und die Wildgänse“ von 1997. Das Drehbuch fußt auf ein Experiment, das erstmals bei Kanadagänsen erfolgreich durchgeführt wurde. Mit Hilfe eines Ultraleichtflugzeuges gelang es im Herbst 1993, handaufgezogenen Vögeln den Weg ins Winterquartier zu zeigen.

Das Antrainieren der Zugroute mit Hilfe eines Ultraleichtflugzeuges gilt bei einigen Zugvogelarten inzwischen als Möglichkeit, Chancen im Artenschutz zu verbessern. Fantastische Aufnahmen von fliegenden Zugvögeln wie im Film „Nomaden der Lüfte“ werden nicht zuletzt auch aus Ultraleichtflugzeugen gemacht.

(Quellen: Bezzel – Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Wikipedia)