Nilgänse (Alopochen aegyptiacus) auf einer Ackerfläche am Wietingsmoor.
Eine neue Durchführungsverordnung zum Niedersächsischen Jagdgesetz ist seit Ende Mai in Kraft getreten. Sie enthält z.B. eine Verlängerung der Jagdzeiten für Dachse (jetzt 01. August bis 31. Januar) sowie für Schmaltiere und Schmalspießer des Rot- und Damwildes (jetzt zusätzlich im Mai bejagbar).
Kontrovers diskutiert werden die neuen Jagdzeiten für Gänse, nach der jetzt auch Bless-, Saat-, Ringel- und Nilgänse zu bestimmten Zeiten bejagt werden dürfen. Die Landesregierung will damit eine Antwort auf die in einigen Gebieten durch äsende Gänsetrupps aufgetretenen Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen geben. Zudem habe die Nilgans als Neozoen (Neubürger) durch ihr aggressives und dominantes Verhalten das Potential, die einheimischen Brutvogelgemeinschaften auf bestimmten Gewässern zu stören.
Nilgänse, hier auf einer renaturierten Fläche im nördlichen Wietingsmoor.
Eine andere Sichtweise als das Landwirtschaftsministerium vertreten der Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA), der Deutsche Rat für Vogelschutz (DRV), die Deutsche Ornithologen-Gesellschaft (DO-G) und der Naturschutzbund Deutschland (NABU): Anstelle einer Bejagung müssten andere Konfliktlösungen zwischen Vogelschutz und Landwirtschaft Vorrang gegeben werden, wie dies in einigen Bundesländern schon erfolgreich praktiziert werde. Diese Verbände haben in einer gemeinsamen Erklärung schon im Oktober 2007 ihre grundsätzlich ablehnende Haltung zur Gänsejagd deutlich gemacht und die Bundesländer aufgefordert, bestehende Jagdzeiten für Gänse und Schwäne aufzuheben und keine neuen festzusetzen.
Damwild im Wietingsmoor. Der Schaufler rechts im Bild kann sich im Mai weiterhin „entspannt zurücklehnen“. Die neue Frühjahrsjagdzeit auf Rot- und Damwild gilt nur Schmaltieren und Schmalspießern.
Anders als das niedersächsische Landwirtschaftsministerium sieht die „Projektgruppe Gänseökologie“ der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft die Nilgans als einheimische Tierart an, die „ausgestorben war und bis ins 17. Jahrhundert im gesamten südosteuropäischen Raum und bis in die 1930er Jahre ein Brutvogel war“ (Quelle: Stellungnahme zum Entwurf einer neuen Jagdzeitenverordnung der „Projektgruppe Gänseökologie“).
Links:
Vogelkundliche Berichte aus Niedersachsen – „Verbreitung, Habitatwahl und Bruterfolg der Nilgans (Alopochen aegyptiaca) im mittleren und südlichen Emsland/Niedersachsen in 2005“:
www.ornithologie-niedersachsen.de/vbn/vbn37-2/abstract37_2_/abstract37_2_.html ↑