Mehr Steinkäuze in Niedersachsen als erwartet

Steinkauz (Athene noctua) im Winter in Hagewede zwischen Dümmer und Stemweder Berg. Foto: Christopher König, Alt-Espelkamp

Steinkauz (Athene noctua) im Winter in Hagewede zwischen Dümmer und Stemweder Berg. Foto: Christopher König, Alt-Espelkamp.

Mit 445 festgestellten Brutrevieren anstatt der bislang geschätzten 150 bis 200 ist der Steinkauzbestand in Niedersachsen deutlich höher als bislang angenommen. Das ergab eine landesweite, flächendeckende Bestandsaufnahme des NABU Niedersachsen, des NLWKN und der Niedersächsischen Ornithologischen Vereinigung im Jahr 2008. Dennoch bleibt die kleine Eulenart viel seltener als beispielsweise die Schleiereule, deren Bestand in Niedersachsen und Bremen zwischen 2000 und 6000 Brutpaaren schwanken dürfte. Die Schleiereule lebt übrigens nicht selten in unmittelbarer Nachbarschaft des Steinkauzes.

Der Steinkauz ist sicher nicht ein Charaktervogel der Hochmoore und Heiden, dennoch ist diese kleine Eulenart traditionell gut in der Diepholzer Moorniederung vertreten. Das mag auch daran liegen, dass einer der beiden Verbreitungsschwerpunkte in Niedersachsen, das Oldenburger Münsterland, unmittelbar westlich an die Region angrenzt. Der zweite Schwerpunkt im Land ist die Emsniederung zwischen Papenburg und Bad Bentheim.

In der Moorniederung trifft man die kleine Eule am häufigsten rund um den Dümmer, vom Dümmer entlang der Hunteniederung bis Barnstorf und am südlichen Wietingsmoor im Raum Wagenfeld an.

Steinkauz-Altvogel zur Nestlingszeit an einer Schafweide in Dreeke bei Barnstorf.

Steinkauz-Altvogel zur Nestlingszeit an einer Schafweide in Dreeke bei Barnstorf.

Wer Steinkäuze entdecken und beobachten möchte, achtet auf kleine Viehweiden an Dorfrändern und in Streusiedlungen. Steinkäuze gehen gerne in intensiv beweideten Schaf-, Ziegen oder Pferdeweiden auf Nahrungssuche. Eine ordentliche Rasenfläche tut es aber zur Not auch, wenn sie genügend Regenwürmer bietet. Regenwürmer sind eine Hauptnahrungsquelle gerade zur Fütterung der Jungen. In geeigneten Bereichen bewohnen Steinkäuze hohle Bäume oder landwirtschaftliche Gebäude, wenn nicht eine eigens für sie angebrachte Steinkauzröhre Unterschlupf bietet, mit denen mancherorts der Nistplatzmangel ausgeglichen werden kann.

Geeignete Zeiten für die Beobachtung sind die Balzzeit von Ende Februar bis Mitte April und die Jungenaufzucht von Ende Mai bis Ende Juli. Für den Blick in die wunderschöne, gelbe Iris lohnt es sich auf jeden Fall, ein Spektiv mitzunehmen.

Links:
NABU Niedersachsen zur Bestandserfassung 2008

Nistkasten-Flyer des Naturschutzring Dümmer e.V.

Bleifreie Munition – Stein des Weisen beim Greifvogelschutz?

"Normale" Jagdmunition und Alternativen v.l.n.r.: 1. Brenneke TIG, ein aufpilzendes, nicht splitterndes Blei-Büchsengeschoss mit Kupfermantel 2. Barnes XLC, ein bleifreies Kupfer-Büchsengeschoss 3. Geco Jagd 36, eine Beischrotpatrone 4. Steel Game HV, eine bleifreie Weicheisenschrotpatrone

„Normale“ Jagdmunition und Alternativen v.l.n.r.:
1. Brenneke TIG, ein aufpilzendes, nicht splitterndes Blei-Büchsengeschoss mit Kupfermantel
2. Barnes XLC, ein bleifreies Kupfer-Büchsengeschoss
3. Geco Jagd 36, eine Beischrotpatrone
4. Steel Game HV, eine bleifreie Weicheisenschrotpatrone.

„Norddeutsche Jäger schießen bleifrei“, hieß es in der Online-Ausgabe des Hamburger Abendblattes vom 20.03.08. Erste Versuche eines auf drei Jahre angelegten Großversuches in vier Bundesländern mit bleifreier Jagdmunition seien erfolgreich verlaufen, wurde hier mit Bezug auf den Leiter der Oberen Jagdbehörde in Schleswig-Holstein, Johann Böhling, berichtet. Doch warum überhaupt bleifrei Schießen?

Die Reste bleihaltiger Jagdmunition in Aufbrüchen und beschossenen Wildtieren stellen nach Einschätzung des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung, Berlin, eine der wichtigsten Quellen für Bleivergiftungen bei Greifvögeln dar. Nach Röntgen- und Mageninhaltsanalysen von 218 Seeadlern hat das Institut in 27 Fällen Metallsplitter aus Teilmantelgeschossen oder Schrote gefunden. Verschiedene Greifvögel nehmen besonders im Winterhalbjahr viel Aas auf. Der saure Magensaft besonders des Seeadlers könne Geschossblei auflösen und toxisch werden lassen. Daher wird die Verwendung von Alternativmunition als wichtiger Beitrag der Jägerschaft zur nachhaltigen Nutzung in einem Faltblatt empfohlen.

Ein Mäusebussard an einem Verkehrsopfer. Durch Aas können Greifvögel u.U. Munitionsreste aufnehmen.

Ein Mäusebussard an einem Verkehrsopfer. Durch Aas können Greifvögel u.U. Munitionsreste aufnehmen.

Bei tot aufgefundenen jungen Seeadlern sei eher eine Vergiftung durch umweltbelastete Fische zu vermuten als durch Bleisplitter, schreibt Dr. Hans-Peter Tschapka in der österreichischen Jagdzeitschrift St. Hubertus. Da selbst fünfzigprozentige Salzsäure Blei nicht anlöse, sei der Magen von Seeadlern erst recht nicht dazu in der Lage. Außerdem reiche die Verweildauer im Körper dafür bei weitem nicht aus.

Es sei schwer vorstellbar, dass Seeadler eine „schärfere“ Magensäure haben als Steinadler. Im Alpengebiet seien jedenfalls keine vergifteten Adler gefunden worden, obwohl hier den Greifvögeln ebenfalls Wildaufbrüche zur Verfügung stehen. Auch Steinadler nehmen Aas auf.

„Das Problem bleifreier Munition darf nicht ideologisch, sondern muss rein sachlich betrachtet werden“, fordert die Firma Brenneke als Hersteller jagdlicher Munition in einem Argumentationskatalog vom 29.05.05.

Zumindest bei alternativer Büchsenmunition scheinen die guten Erfahrungen Herrn Böhlings eine breite Basis zu haben. Bei Flintenmunition muss man zwei Nummern größer wählen, um die gleiche Durchschlagskraft der Bleischrote zu erreichen (d.h. 3,25 mm-Weicheisenschrot entspricht in der Wirkung 2,7mm-Bleischrot). Mit zunehmender Größe nimmt aber die Deckung ab, da einfach weniger Schrote in der Patrone enthalten sind. Somit wird die Schockwirkung einer Weicheisen-Schrotpatrone wohl kaum jemals an die einer Bleischrotpatrone mit gleichem Gasdruck heranreichen.

Zum Faltblatt des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung …

http://www.seeadlerforschung.de/downloads/faltblatt-bleivergiftungen.pdf

Nicht jede alte Flinte eignet sich zum Verschießen jeglicher bleifreier Schrotmunition. Lesen Sie hierzu und zu einigen anderen Aspekten einen Artikel von Gregor Schmidt-Colberg in der Deutschen Jagdzeitung …

http://www.djz.de/447,626/