Abwanderung des Rehwilds

Wer schon viel hat, bekommt noch mehr dazu

Äsendes Schmalreh auf Hochmoorgrünland

Äsendes Schmalreh auf Hochmoorgrünland.

Einjährige Rehe wandern besonders stark. Dabei entfernen sie sich in Einzelfällen bis zu 130 Kilometern vom Einstand der Mutter, wie Untersuchungen an besenderten Tieren in Norwegen unter der Leitung von Dr. John Linnell vom Institut für Wildforschung in Trondheim jüngst zeigten. Sie scheuen es dabei nicht, eine Strecke von 500m von einer Insel zum Festland zu durchschwimmen.

Rehwild bewohnt etwa 20 bis 30 Hektar große Reviere, insbesondere die Böcke zeigen vom Frühjahr bis in den Spätsommer ein ausgeprägtes Territorialverhalten.

Bislang nahm man an, dass die schwachen Jährlinge und Schmalrehe (1jähriges, männliches und weibliches Rehwild) von den älteren, stärkeren Artgenossen aus Bereichen mit günstigen Biotopstrukturen verdrängt werden und dass somit eine Bewegung von den stark reproduzierenden Gebieten mit hoher Rehwilddichte in dünnbesiedelte Bereiche mit weniger optimalen Strukturen anzunehmen ist.

Jährling durchstreift eine Abtorfungsfläche

Jährling durchstreift eine Abtorfungsfläche.

Dr. John Linnell stellte bei seinen Untersuchungen eine andere Tendenz fest: Die Abwanderung der Jährlinge und Schmalrehe in Gebieten mit niedriger Rehwilddichte war weitaus höher war als in Gebieten mit hoher Bestandsdichte. Und: Rehe siedeln sich scheinbar gerne in Gebieten an, in denen bereits andere Rehe leben.

Dazu Dr. Linnell: „…Denn die Anwesenheit von Artgenossen spricht für eine höhere Qualität als Habiat. Dementsprechend scheinen Rehe, die in Gebieten gesetzt wurden, in denen sie nur wenige Nachbarn haben, eher abzuwandern und sich eine Gegend mit mehr Artgenossen zu suchen.“

(Quelle: Deutsche Jagdzeitung, 05/2007)