Schalenwild nimmt in weiten Teilen Europas zu

Schalenwild, wie dieses Damwild im Mai 2013 am Wietingsmoor, nimmt in Deutschland und einigen anderen Ländern Europas zu.

Schalenwild, wie dieses Damwild im Mai 2013 am Wietingsmoor, nimmt in Deutschland und einigen anderen Ländern Europas zu.

Das Damwild tritt im Wietingsmoor immer häufiger auf, auch Rehe sind in zunehmender Zahl zu beobachten. Das Schwarzwild hat das Hochmoor in einer Weise als seinen Lebensraum gewählt, wie man es vor Jahrzehnten noch gar nicht kannte.

Die Zunahme des Schalenwildes, also der jagdbaren Huftiere, ist kein regionales oder deutschlandweites Phänomen, sondern sie ist in weiten Teilen Europas erkennbar. Die Jagdstecke (die allgemein als Indikator für Wildbestände gilt) habe sich in Zentraleuropa in den vergangenen vierzig Jahren verdreifacht, stellte jüngst Dr. Frank Tottewitz vom Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei fest. Beim Schwarzwild habe sie sich hier sogar nahezu verzehnfacht. Die Ursachen für diesen Trend werden in einer Verbesserung der Lebensgrundlagen (mehr Nahrung und Deckung) und das Fehlen von Witterungsextremen gesehen.

Dass des einen Freud des anderen Leid sein kann, ist auch an der kontrovers geführten Diskussion über angemessene Wildbestände zu sehen. Von Vertretern der Land- und Forstwirtschaft wird vielfach eine deutliche Reduktion des Schalenwildes gefordert, um die Waldverjüngung zu fördern und Schäden an Feldfrüchten zu vermeiden. Andere sind erfreut über diese „Belebung der Landschaft“ und sehen hohe Wildbestände eher positiv.

Erstaunlicherweise fällt es manchen Kritikern hoher Wildbestände nicht schwer, die Jagd für diesen – aus ihrer Sicht – Mißstand verantwortlich zu machen. Da reichen manchem schon ein paar Kilogramm ausgebrachtes Kirrgut auf mehreren hundert Hektar Fläche als „Beweis“ dafür, dass die örtlichen Jäger für das „Zuviel“ an Schalenwild verantwortlich zu machen sind.

Für den Wanderer jedenfalls haben sich die Chancen, in den Anblick großer Wildtiere zu kommen, in Zentraleuropa erheblich verbessert. Und für den Gourmet sind die Aussichten, Wildbret als Braten zu bekommen, sicher nicht schlechter geworden.

Lesen Sie das Interview des DJV mit Dr. Frank Tottewitz …

medienjagd.test.newsroom.de/interview_tottewitzdjv.pdf

Die Pressegrafik zur Schalenwildzunahme des Deutschen Jagdschutzverbandes sehen Sie hier …

medienjagd.test.newsroom.de/4407_pressegrafik_tottewitz04.jpg

Abwanderung des Rehwilds

Wer schon viel hat, bekommt noch mehr dazu

Äsendes Schmalreh auf Hochmoorgrünland

Äsendes Schmalreh auf Hochmoorgrünland.

Einjährige Rehe wandern besonders stark. Dabei entfernen sie sich in Einzelfällen bis zu 130 Kilometern vom Einstand der Mutter, wie Untersuchungen an besenderten Tieren in Norwegen unter der Leitung von Dr. John Linnell vom Institut für Wildforschung in Trondheim jüngst zeigten. Sie scheuen es dabei nicht, eine Strecke von 500m von einer Insel zum Festland zu durchschwimmen.

Rehwild bewohnt etwa 20 bis 30 Hektar große Reviere, insbesondere die Böcke zeigen vom Frühjahr bis in den Spätsommer ein ausgeprägtes Territorialverhalten.

Bislang nahm man an, dass die schwachen Jährlinge und Schmalrehe (1jähriges, männliches und weibliches Rehwild) von den älteren, stärkeren Artgenossen aus Bereichen mit günstigen Biotopstrukturen verdrängt werden und dass somit eine Bewegung von den stark reproduzierenden Gebieten mit hoher Rehwilddichte in dünnbesiedelte Bereiche mit weniger optimalen Strukturen anzunehmen ist.

Jährling durchstreift eine Abtorfungsfläche

Jährling durchstreift eine Abtorfungsfläche.

Dr. John Linnell stellte bei seinen Untersuchungen eine andere Tendenz fest: Die Abwanderung der Jährlinge und Schmalrehe in Gebieten mit niedriger Rehwilddichte war weitaus höher war als in Gebieten mit hoher Bestandsdichte. Und: Rehe siedeln sich scheinbar gerne in Gebieten an, in denen bereits andere Rehe leben.

Dazu Dr. Linnell: „…Denn die Anwesenheit von Artgenossen spricht für eine höhere Qualität als Habiat. Dementsprechend scheinen Rehe, die in Gebieten gesetzt wurden, in denen sie nur wenige Nachbarn haben, eher abzuwandern und sich eine Gegend mit mehr Artgenossen zu suchen.“

(Quelle: Deutsche Jagdzeitung, 05/2007)